Aus der Themsemündung nach Ramsgate
Was auch nicht fehlt ist eine Sandbank mitten im Hafen, die wir im Eifer des nahenden Anlegens beinahe übersehen hätten – wären da nicht die wild winkenden und hüpfenden Fischer am Ufer gewesen (zum großen Herz der Ramsgater später mehr). Das Städtchen mit 40.000 Einwohnern verzückt uns mit den schönsten südenglischen Genüssen. Es gibt einen Sandstrand, der nachmittags von den Bewohnern frequentiert wird. Chaja beobachtet fasziniert englische Secondary School Schüler, die in Schuluniform auflaufen und im irgendwann einmal weißen Hemd oder Karoröckchen mit weißer Bluse Fußball spielen und sich im Sand und in riesigen Portionen Fish and Chips wälzen, mit denen sie von ihren bierseligen Eltern versorgt werden. Nebenan werden wir im etwas abgerockten Family Amusement in die Geheimnisse der gambling machines eingeführt. Der geduldige clerk an der Kasse erklärt uns, dass es für jede Münze einen eigenen Wechselautomaten gibt und kurz darauf rattert eine Flut von riesigen Two Pence-Münzen in unseren Plastikbecher und wir füttern die auserwählte Two Pence Machine. Manchmal scheint es fast als gewinne die Bank – aber nein, nur ein paar Mal Nachschub vom Two Pence-Wechselautomaten und wir sind stolze Besitzer von drei Gummienten! Gibt nichts besseres.
Ramsgate Royal Harbour, der einzige königliche Hafen Englands, wurde 1749 als Schutzhafen gegründet, nachdem eine Armada der Royal Navy in der Mündung der Themse in Sturm geraten war und mehrere Schiffe sanken, so dass 2000 Soldaten ertranken. Der Identität der Stadtgesellschaft ist außerdem der Einsatz ihrer Bewohner bei der Evakuierung von 380.000 alliierten Soldaten aus Dunquerke eingeschrieben. Die Evakuierung dauerte etwa 10 Tage und 17.000 private Boote, viele aus Ramsgate und Umgebung, waren daran beteiligt und nutzen Ramsgate Royal Harbour als Anlaufhafen. Erzählt wird davon zum Beispiel im Restaurant Little Ships, samt kleiner Ausstellung mit historischen Bildern und Texttafeln – und der Uniform des Großvaters hinter Glas.
Wir bleiben drei Tage in Ramsgate, gehen noch mehrmals an den Strand und zu den Arcade Machines und verabschieden uns mit einem Abendspaziergang auf der historischen Mole, wo Chaja das Bockspringen wiederentdeckt und an jedem einzelnen der uralten Leinenpoller praktiziert. Als wir am nächsten Morgen weiterfahren in Richtung Westen werden wir ein wenig wehmütig, als die ehrwürdigen, mächtigen Mauern samt Leuchtturm langsam verschwinden.