Grenada: Erholung auf karibisch
Am Mittwoch, Christmas Day, machen wir per Minibus einen Ausflug zum traumhaften Grand Anse Beach. Der Busfahrer halt, als er uns am Straßenrand sieht, ist aber eigentlich privat unterwegs: Vier Freunde, alle (einschließlich des Fahrers) mit Bier in der Hand, bringen eine weitere Freundin zur Arbeit. Die Stimmung ist ausgelassen, die Musik laut und Chaja und Anna Lu bekommen Schokolade geschenkt. Unterwegs überholen wir einen offenen Laster, auf dessen Ladefläche eine steel drum Band Weihnachtslieder schmettert. Am Strand sind wir fast alleine, denn die St. Georgians sind unüberhörbar, es wird inbrünstig gesungen, noch beim Weihnachtsgottesdienst. Wir liegen am Strand unter großen Bäumen im Schatten, trinken frische Kokosnüsse und Santa Claus fährt mit wallendem Vollbart im Dinghi vorbei. Wir genießen das türkisfarbene, warme Wasser und Chaja wird sofort zur großen Schnorchelenthusiastin.
Nach den Feiertagen holt uns eines Tages Dexter von Henryʼs Safari Tours ab. Leider fand sich über Nacht in seinem sonst makellosen Bus eine Pfütze, in der sich die gemeinsten Mücken explosionsartig vermehrt haben. Doch das kann Dexter nicht aus der Ruhe bringen. Mit der Souverintät von 30 Jahren Guideerfahrung dreht er die Klimaanlage voll auf und beginnt, seinen Wissensschatz über Grenada mit uns zu teilen. Von der Geschichte der Insel bis zu ihrer Vegetation hat er viel zu erzählen. Er fährt uns zu den schönsten orten der Insel, zeigt uns den Regenwald und die Mona-Affen im Grand Etang Forest Reserve. Chaja füttert einen Affen mit Banane und hat ein glückliches Lächeln im Gesicht. Der Kratersee des Vulkans ist eindrucksvoll und mindestens ebenso sehr sind es die winzigen, steilen und gewundenen Straßen, die Dexter in erstaunlichem Tempo nimmt. Wir kreuzen fast über die ganze Insel und Dexter scheint halb Grenada zu kennen – jedenfalls hupt und winkt er unablässig. In Sauteur an der Südspitze der Insel essen wir herrliches lokales Mittagessen und erarbeiten uns Dexters Anerkennung, als wir unerschrocken und kräftig zulangen.
Wir besichtigen die River Antoine Rum Distillery, die seit 1786 mit dem gleichen oberschlägigen Mühlrad auf traditionelle Art Rum herstellt. Kommentar der Mädchen: „Hier stinkt es!“ Bei der Rumverkostung überspringen wir eine von drei Sorten und erstehen anschließend nur eine Flasche Rumpunsch, der Rum mit über 70% Alkohol darf ohnehin nicht im Flugzeug transportiert werden.
In Gouyave besuchen wir die Nutmeg Cooperative, wo ein Großteil der grenadischen Muskaternte getrocknet, geöffnet, sortiert und verpackt wird. Verwendet werden von der Muskatfrucht der bekannte Kern, aber auch dessen äußere Hülle, die bei uns als Muskatblüte verkauft wird. Außerdem wird aus dem Fruchtfleisch eine sehr leckere Marmelade hergestellt. Grenada ist übrigens weltweit neben Indonesien der größte Muskatexporteur und auch Gewürznelken, Zimt und Lorbeerblätter werden hier angebaut. Wir erstehen bei einer Bekannten Dexters schöne Gewürzketten als Mitbringsel, die neben Muskat auch diese Gewürze zur Geltung bringen.
Auf dem Rückweg ist es leicht, Dexter zu überreden, noch mit uns Proviant einkaufen zu gehen. Nur ungern lässt er Kerstin und Johanna mit Chaja alleine zum Markt gehen, während er mit Alfred und Jörg Benzinkanister sucht. Schließlich haben wir Kanister und Frischproviant (außerdem hat Chaja einen gegrillten Maiskolben ergattert) und werden müde und zufrieden zur Marina zurück gebracht. Wir haben viel von Grenada gesehen und es hat Spaß gemacht, den Tag mit Dexter zu verbringen. Auch er scheint zufrieden mit uns zu sein und wir werden alle mit einer herzlichen Umarmung verabschiedet.
Am Donnerstag legen wir etwas bedauernd in der Port Louis Marina, St. George ab. Es war sehr schön hier und genau der richtige Ort für eine gründliche Erholung. Chaja gibt bekannt, sie wolle noch 365 Tage bleiben.
Wir segeln ein paar Seemeilen bis zur Dragon Bay, weil wir den World Famous Underwater Sculpture Park sehen wollen. Er ist nicht ganz so spektakulär, aber eine gute weitere Übung für unsere Schnorchelanfängerin. Unsere Ankeranfängerinnen Kerstin und Anna Lu erleben leider eine unruhige Nacht, der Seegang ist etwas ruppig. Sie bleiben aber gelassen und klagen nicht, so dass wir am nächsten Tag die Strecke nach Carriacou in Angriff nehmen wollen.