Aufbruch nach Panama
Da für den Norden der Karibischen See eher stärkerer Wind vorhergesagt wird, schlagen wir einen südwestlichen Kurs ein, der uns nochmals im Abstand von wenigen Seemeilen an Montserrat vorbei führt. Deutlich sieht man die Dampfwolken, die aus mehreren Schloten des Soufriere-Vulkans aufsteigen, sowie die braungelbe Schwefelwolke, die etliche Seemeilen über das Meer geblasen wird.
Die erste Nachtfahrt beschert uns traumhafte Segelbedingungen bei Vollmond und klarem Himmel. Nach Sonnenaufgang nimmt der Wind zu und erreicht 20 bis 22 Knoten. Der dazu passende Seegang lässt Atlantik-Feeling aufkommen. Zur Mittagszeit, der Wind hat auf komfortable 16 Knoten nachgelassen, passieren wir die winzige, mitten im Nichts gelegene Isla Aves nach einem Etmal von 130sm. Die nächsten Tage bescheren uns Genusssegeln mit Mondnächten.
Am Donnerstagabend landet mit heftigem Geflatter ein Fischadler auf dem Achterdeck. Er kauert sich auf der Backbordseite dicht an das Cockpitsüll und bleibt dort die ganze Nacht sitzen. Bei Sonnenaufgang startet er, fällt aber mit ausgebreiteten Flügeln ins Wasser und treibt achteraus. Ich denke kurz über ein Fischadlerrettungsmanöver nach, doch als er von einer Welle nach oben gespült wird, kann er aus dem Wasser starten. Ich hoffe, dass er noch genügend Kraft hat, das nächste Land zu erreichen.
Am 17.3.2020 kommt nach 9 Tagen auf See Land in Sicht. Inzwischen haben wir erfahren, dass man in Panama nicht an Land gehen kann, ohne vorher eine 14-tägige Quarantäne zu absolvieren. Der Corona-Virus hat uns eingeholt. Wir begeben uns zum angewiesenen Ankerbereich „F“ und hissen die gelbe Quarantäneflagge. Gut ein Dutzend Yachten teilen unser Schicksal.