Die ersten Leuchtfeuer der Kapverdischen Inseln tauchen gegen Mitternacht am Horizont auf und die ganze Nacht fahren wir auf diese Lichtpunkte zu. Es werden mehr und das bebaute Ufer von Santo Antão wird sichtbar. Wir wollen Mindelo auf São Vicente anlaufen, weil sich dort die einzige Sportbootmarina mit Tankstelle und Duschen befindet. Im Morgengrauen befahren wir den zwischen diesen beiden Inseln liegenden Kanal, als es zu regnen beginnt und ein Regenbogen über der schroffen, felsigen Landschaft auftaucht. Es gab einmal eine Pflanzenwelt auf diesen Inseln – bis die Portugiesen und vor allem ihre Ziegen kamen. Die Ansteuerung des Hafens ist unkompliziert und wir werden von einem kleinen Boot mit zwei Hafenmitarbeitern erwartet, das uns zu unserer Box eskortiert. Unser schwedischer Bojenhaken wird nur sehr kurz misstrauisch beäugt und ist mit einem „give me just the rope“ disqualifiziert. Es klappt dann auch prima ohne und wir sind fest an einem sehr langen und sehr stark schwankenden Steg. Sofort fällt ins Auge, dass sich hier eine richtig Langfahrergemeinde versammelt – angesichts des Algenbewuchses scheint bei einigen Schiffen die Versammlung schon etwas länger zu dauern. Wir duschen glücklich in sehr spartanischen Waschräumen und begeben uns zum Einklarieren zur Immigration Police und anschließend zur Border Police. Es ist wie im Film: Die Uniformierten sind wortkarg und schicken uns breitbeinig von einem Schreibtisch zum nächsten. Eine laut ausgehängten Öffnungszeiten nicht existente Mittagspause kommt uns noch in die Quere, doch schließlich haben wir alle Stempel beisammen. Mindelo gefällt uns. Die portugiesische Vergangenheit ist noch präsent in Architektur, Sprache und Küche, aber ebenso sehr fühlen wir uns in Afrika angekommen. Es gibt einen open air-Markt der Chaja und eigentlich uns alle in Staunen versetzt. Schöne Stoffe und eine Vielzahl an getrockneten Pflanzen und Fischen werden verkauft. Im Ortskern gibt es auch einen Mercado Municipal in einem schönen, nach oben halboffenen Gebäude mit einer Galerie im ersten Stock. Wir ergänzen unseren Frischproviant. Chaja sucht sich ein Stück Stoff zur Abteilung ihrer Koje im Salon aus und die Verkäuferin befürwortet begeistert ihre Wahl – anscheinend hat sie sich für ein besonders festliches Muster entschieden. Um nie wieder zu wenig Diesel zu haben, schaffen wir Kanister an, die zusätzlich zum Tank gefüllt und an Deck an der Reling vertäut werden. Etwas spät bemerken wir, dass es sich um leere Seifenkanister aus der Autowaschanlage des geschäftstüchtigen Tankstellenbesitzers handelt. Aber was soll‘s, etwas ausgespült und immer noch blumig duftend werden sie ihren Zweck schon erfüllen. Am letzten Abend essen wir in einem Restaurant, das sich im ersten Stock eines Wohnhauses befindet. Fast hat man den Eindruck durch jemandes Wohnzimmer zu wandern, aber am Ende des Flurs leuchtet ein Schild: „Restaurant“. Wir essen Thunfisch und einen kapverdischen Eintopf mit Bohnen, vielen grünen Blättern und diversen Fleischsorten. Draußen wird die Hauptstraße für den Verkehr gesperrt und es wird eine Bühne aufgebaut. So werden wir von schöner, etwas wehmütiger kapverdischer Lifemusik (der link zu Paraiso di Atlantico vom Album Café Atlantico der ewigen Cesária Évora gibt einen passenden Eindruck) zum Hafen begleitet und hören sie noch in den Kojen liegend.