Costa de la Muerte – Cabo Finisterre – Rías Baixas

Camariñas ist klein und beschaulich. Wir verbringen den Abend damit durch die Gassen zu schlendern und Tapas zu essen. Unsere Vorlieben haben sich mittlerweile etabliert: Tortilla, Pimientos de Patrón und Croquettas, für Winne und Alfred auch Jamón (Schinken).

Am nächsten Tag ist es soweit: Wir runden endlich Cabo Finisterre, das Ende der Erde. Für uns ist es einer der ersten Meilensteine unserer Reise. Das Kap ist wegen seiner schwierigen Bedingungen berühmt-berüchtigt, nicht zuletzt weil der allgegenwärtige Nordwind hier durch einen Düseneffekt beschleunigt wird. Es stellt auch die Grenze zwischen der Biskaya und der spanischen Westküste dar. Wir haben aber heute sehr gemäßigten Wind und das Kap zieht ganz sanft an uns vorbei. Wir genießen den Ausblick und das Gefühl, jetzt die Biskaya wirklich hinter uns gelassen zu haben. Direkt südlich von Cabo Finisterre befindet sich eine ruhige Ankerbucht, die Enseada de Sandiñeiro. Wir ankern mit drei anderen Segelyachten und haben beim Abendbrot im Cockpit ein wunderbares Panorama vor uns. Am frühen Morgen werden wir etwas abrupt wach, als direkt jenseits unserer Bordwand ein Schiffsdiesel angeworfen wird. Alfred und Johanna stürzen nach draußen, gerade rechtzeitig, um einem zum Greifen nahen Fischerboot beim Einholen seiner unmarkierten Netze zuzusehen. Wie dieses Boot sich derart nahe an uns heranpirschen konnte, bleibt ein Rätsel – die müssen bis zu uns gerudert sein!? Nach einem Frühstück im Cockpit segeln wir weiter bei noch immer moderaten Bedingungen. Johanna hat wieder Glück und sieht einen Grindwal. Leider taucht er nach kurzem Sichtkontakt ab und scheint bei diesem Tauchgang Strecke zu machen, denn wir sehen ihn nicht wieder.

Unser nächstes Ziel ist Muros in der nächsten Ría nach Süden. Sie gehört zu den galizischen Rías Baixas, also den südlich von Kap Finisterre gelegenen Buchten. Die Temperaturen steigen und auch nachts ist es jetzt angenehm warm.

Der Hafen von Muros ist was die Atmosphäre angeht irgendwie so und der Hafenmeister eine Mischung aus Bruce Willis und Professor McGonagall. Trotzdem ist er ein beliebter Anlaufpunkt und es wird klar, dass die Langfahrtyachten sich nach und nach unwillkürlich zusammenfinden werden auf der Strecke bis zu den Kanaren. Da liegen französische, schwedische, US-amerikanische, britische, irische, deutsche, holländische und Schweizer Schiffe – und natürlich spanische. Wir kommen mit einer US-amerikanischen Seglerin ins Gespräch, die uns an eine befreundete schwedische Crew meldet, denn wir scheinen eine ganz ähnliche Strecke zu planen. Mal sehen, vielleicht ergibt sich etwas. Nicht zuletzt halten wir Ausschau nach Yachten mit Kindern an Bord. Wir würden unserer achtjährigen Tochter gerne zu ein paar Hafen- und Ankerbuchtfreundschaften verhelfen.

Als wir am nächsten Tag ablegen regnet es, bis auf einige Stunden an einen denkwürdigen halben Tag in Holland und an Chajas letztem Tag in England, zum ersten Mal auf unserer Reise. Diesmal ist der Regen ausdauernd und es wird jetzt unmittelbar klar, warum diese Nordecke von Spanien so frappierend grün ist. Wir entscheiden uns für einen kurzen Schlag und machen in der Ría de Pontevedra eine kleine Ankerbucht aus, die uns auf der Karte gefällt. Sie ist auch bei unserer Ankunft wirklich schön mit Felsen und einem ganz kleinen Strand. Weniger schön ist, dass wir die nahe Schifffahrtsstraße unterschätzt haben. Bis in den späten Abend hinein werden wir von der Welle der passierenden Fischer und Fähren tüchtig geschaukelt. Umgekehrt kommen wir offensichtlich einem Tintenfischfischer sehr ungelegen, der wahrscheinlich seit er denken kann seine Reusen dort auslegt, wo wir jetzt ankern. Er umrundet in der Dämmerung die Moana Blu mit seinem Boot und wirft seine Reusen unverdrossen aus, bis wir von Markierungsbojen umzingelt sind. Die Aussicht auf dieses Anker-auf-Manöver ist zunächst wenig verlockend, aber die Tintenfische scheinen hier fix zu sein – am nächsten Morgen um 7 Uhr ist alles wieder eingeholt. In Regen und Ölzeug starten wir nach Vigo.