Figuera da Foz nach Lissabon
Wir machen einen gemütlichen Pausentag, lesen schlafen, bummeln durch die Markthalle und das Städtchen. Am Abend gehen wir lecker essen in ein kleines Restaurant in einer Seitenstraße. Die Wirtin spricht gut Deutsch und ist sehr freundlich, der Wein ist auch gut, schön, dass wir hier waren.
Am nächsten Morgen sind die Wetteraussichten besser und wir beschließen Nazarez auszulassen und bis Lissabon durchzufahren. 110 Seemeilen sowie Gerts und meine erste Nachtfahrt liegen vor uns. Bei moderatem Wind geht es los, wir segeln um die 6kn/h, es kommen weiterhin Schaukelwellen aus Westen, aber juchhu, mir wird nicht mehr so schlecht. Immer wieder schwimmen Delfine vorbei, aber ganz so relaxt fühle ich mich doch nicht.
In Hafen kamen wir am Vortag mit Toni und Elisabeth Baur von der Segelyacht Regina ins Gespräch. Wir sind vor einigen Tagen gleichzeitig in Aveiro gestartet und sie haben einige Fotos der Moana Blu unter Segel geschossen. Zufällig laufen wir auch in Figueira fast gleichzeitig aus und nehmen uns, ohne es verabredet zu haben gegenseitig aufs Korn. Später tauschen wir die Fotos aus.
Die Spannung vor der Nacht steigt. Alfred erklärt uns die Instrumente. Beim Verteilen der Nachtwachen wirds mir richtig unheimlich, ich trau mich nicht allein. Deshalb machen Gert und ich die ersten 2 Schichten gemeinsam, dann löst Alfred ab. Die Zeit vergeht im Nu. Der Skipper wird vorübergehend zum Smutje, er serviert uns Nudeln mit Gulasch.
Während wie schmausen schläft der Wind ein, sodass wir mit Motor weiter fahren müssen. Finde ich eigentlich ganz gut, so ist nur auf den Verkehr und die Instrumente zu achten und darauf, dass der Motor mit 1800 Umdrehungen läuft.
Zwei Mal fallen die Instrumente aus, ich habe zwar gelernt, den nächsten Wegepunkt einzugeben und die Wegsteuerung wieder einzurichten, vor lauter Aufregung will es jedoch beim ersten Mal gar nicht klappen. Mist, wir müssen Alfred wecken. Beim zweiten Mal klappts dann. Sonst passiert nichts, alle Schiffe fahren in sicherer Entfernung vorbei und der Wind bleibt schwach.
Nach drei Stunden Schlaf weckt mich die aufgehende Sonne, Lissabon ist schon zu sehen. Die Stadt ist riesig. Beim Einbiegen in die große Bucht der Tejo Mündung wird die gigantische Brücke sichtbar, die die Bucht überspannt, eine zweistöckige Stahlkonstruktion für Eisenbahn und Autos, dahinter liegt unser Zielhafen.
Wir passieren die Flaniermeile Lissabons. Der Turm von Belem sieht aus wie ein Schlösschen vom Zuckerbäcker, war aber früher ein Gefängnis. Ein riesiger steinerner Schiffsbug soll an die vielen portugiesischen Seeleute erinnern, die von hier aus die Welt entdeckten.
Strömung und Wind kommen uns entgegen und wir nur langsam vorwärts. Wir sind müde und hungrig. Endlich passieren wir die riesige Brücke über den Rio Tejo. Unter diesen Bedingungen ist der angepeilte Hafen noch weit entfernt. Als wir dort anrufen erfahren wir zudem, dass sie keinen Liegeplatz für uns haben. Wir drehen um und laufen Doca de Alcântara an. Zwar versperrt uns zu guter Letzt eine Brücke die Einfahrt aber dann wird alles gut. Die Brücke öffnet sich, wir finden einen schönen Liegeplatz, frühstücken und holen den versäumten Schlaf nach.
Lissabon 1. Tag
Der Hafen liegt in dem ruhigen Stadtteil Alcantara. Als erstes fällt einem viel Verfall einst schöner Häuser, aber auch Restaurierung und Neuaufbau auf. Am ersten Abend erkunden wir nur diesen Stadtteil. Hier wie überall in Lissabon geht es bergauf und bergab, über Treppen, aber auch schmale steile Straßen.
Der Sage nach ist Odysseus hier am Tejoufer gelandet. Ein lebendiges Wesen halb Schlange halb Frau hat sich unsterblich in in ihn verliebt. Als er wieder abreiste, wurde sie vor lauter Gram, schlangenförmig wie sie war zu Fels, den sieben Hügeln über die sich Lissabon erstreckt.
Wir finden eine Bäckerei, die gutes Brot verkauft und leckere kleine Speisen serviert. Hier kehren wir zum ersten Mal ein, laufen dann noch bis in die Dunkelheit durch die Straßen und finden, als der Hunger uns plagt ein kleines unscheinbares Restaurant. Hier ist der Wein auch gut. Wir lassen uns Petiscos: kleine Vorspeisen wie Pimentos Padron, Fischfrikadellen und anderes mehr schmecken. Über Treppen und Brücken finden wir zurück zur Moana Blu wo die Kojen schon auf uns warten.
Lissabon 2. Tag
Wir wollen zuerst den Großeinkauf für die fünftägige Überfahrt nach Madeira zu erledigen ehe wir die Innenstadt erkunden. Da aber auch der vom Hafenmeister in den Stadtplan eingezeichnete Supermarkt nicht mehr vorhanden war, wir nach einigem Suchen einen großen LIDL gefunden und beinahe leergekauft haben, sind wir erledigt und ordern ein Taxi. Wir verstauen den Inhalt von 2 Kofferrucksäcken, 2 Taschen sowie 2 Großpackungen Wasser im Boot und halten bei 34° im Schatten Siesta.
Am frühen Abend brechen wir zum Stadtbummel auf. Es ist immer noch heiß. An der Station Alcantara funktionieren weder die Rolltreppen noch irgendein Fahrkartenautomat. Nach mehrfachem Auf und Ab fahren wir kurzerhand schwarz Richtung Innenstadt, wo ein wohlwollender Automat uns dann doch noch mit Tagestickets versorgt.
Verschiedene Linien der Historischen Straßenbahn ersetzen den Sightseeing Bus. Von hier aus entdecken wir den Jardim da Estrella, ein wunderschöner Park mit Cafe, welches auch noch leckere Kuchen zu bieten hat. Mit der wohl berühmtesten Linie 28 fahren wir zurück in die Innenstadt. Hier tanzt der Bär. Menschenmassen drängen sich durch die großen Fußgängerzonen, in deren Mitte sich ein Restaurant ans andere reiht. Beeindruckend gute Straßenmusikanten und Marionettenpuppenspieler sorgen für gute Stimmung.
Die Stadt ist hier prunkvoll. Alle Straßen und Bürgersteine sind mit schwarzweißen Mosaiken gepflastert, die Randsteine sind aus weißem Marmor. Die von hunderten Lämpchen angeleuchtete Stahlkonstruktion des Elvador da Justa verbindet 2 Stadtteile miteinander.
Die älteste Bücherei von 1732 begeistert uns.Von einem langen Mittelgang aus zweigen nach rechts und links Seitenräume ab mit thematisch sortierter Literatur in massiven dunklen Holzregalen. In der Mitte der Räume gibt es gepolsterte Sitzbänke. Die Kinder haben große Kuscheltiere zum sitzen und schmökern. Für die Erwachsenen gibt es am Ende des Ganges ein Café mit Bar. Die Bücherei hat das zerstörerische Erdbeben mit Feuersbrunst und Tsunami von 1755 überstanden. Auch 9 Könige, 2 Weltkriege und 1 Diktator ließen sie unberührt.
Mittlerweile ist es dunkel, wir haben genug vom Trubel und machen uns auf den Rückweg in unseren ruhigen Stadtteil Alcantara. Das Restaurant Geographica haben wir uns schon am Vorabend ausgesucht. Hier gibt es Gerichte aus allen portugiesisch sprechenden Ländern. Albrecht Dürers Panzernashorn, das im 16. Jahrh. von Indien nach Lissabon gekommen sein soll schaut uns von der Wand, den Tellern und der Serviette an. Nach der köstlichen Mahlzeit dort schlafen wir die letzte Nacht vor der großen Fahrt gut.